Traumberuf Lehrer?

Wie einige von euch sicher wissen, wollte ich auch Lehrer werden, ganz im Sinne der Familientradition. Aufgrund grober Faulheit und no fucks given wurds halt nix mit der 13ten Klasse.

Es hat aufjedenfall Vorteile als Sohn eines Lehrers aufzuwachsen. Man hat eigentlich immer die Möglichkeit jemanden bei Verständnisproblemen nachzufragen und man bekommt es nocheinmal direkt erklär. Was jedoch für mich immer der größte Pluspunkt ist, ist die Tatsache, dass man beide Seiten zu sehen bekommt. Man erkennt immer mehr, das Lehrer auch nur Menschen sind. Es kann allerdings auch zu erheblichen Leistungsdruck von Seiten der Eltern kommen, da von einem Lehrerkind in der Gesellschaft komischerweise mehr Leistung erwartet wird, als von anderen Kindern.

Bastian Bielendorfer, Sohn eines Lehrerehepaars, hat sich trotz diesem Kindheitstraume für ein Lehramtstudium entschiede, musste aber nach seiner ersten Praktikumsstunde feststellen, dass Unkündbarkeit und ein gutes Gehalt nicht alles ist und entschied sich für Psychologie. Sein kurzer Auftritt als Lehrer wurde allerdings nicht zur verschwendeten Zeit, sondern zu einem Buch: Lehrerkind: Lebenslänglich Pausenhof.

“Was sagt man, wenn der Lehrer den Raum betritt?”, fragte ich im Ton jenes Pädagogentums, das schon vor fünfzig Jahren abgeschafft worden war. Es fehlte nur noch, dass ich meine Fliege zurecht zog und mit einem Zeigestock auf das Pult hämmerte. Jämmerlich.

“Aber Sie sind doch gar kein Lehrer”, schallte es aus der letzten Reihe. Das Argument war nicht von der Hand zu weisen, ich war Praktikant und damit weniger bedeutsam als der Hund vom Hausmeister, und anscheinend waren sich die Schüler darüber noch mehr im Klaren als ich selbst. Langsam verstand ich, warum die Laune meines Vaters immer so mies war, wenn er von der Schule nach Hause kam.

“Kaputt”, rief Tillmann, der Buchvergesser. “Geht das auch im ganzen Satz?” Tillmann zuckte mit den Schultern. “Du sollst einen ganzen Satz bilden… mein Gott, mit TUWORT!”, fing ich schon selbst mit Kinderfibel-Deutsch an. “Die Küchenuhr tut kaputt”, sagte Tillmann stolz. “Nein, die Küchenuhr ist kaputt”, verbesserte ich diesen Verbalterror. “Ist ist doch kein Tuwort!”, proklamierte Tillmann. “Natürlich ist es das. Auch das einfache ‘Sein’ ist eine Tätigkeit.” Tillmann schaute mich an, als hätte ich gerade einen Fisch aufgeschlitzt und dabei aramäische Beschwörungsformeln gemurmelt.

Mehr Auszüge können auf Spiegel Online gefunden werden: Immerhin hast du nicht geheult

Das Buch ist beim Piper-Verlag als Taschenbuch erschienen und kann hier bestellt werden.

Amazon, Spiegel

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